Dienstag, 23. August 2016

Liposuktion - würde ich es wirklich wieder tun?

Immer wieder bekomme ich Nachrichten wie diese:


Noch bevor ich überhaupt einen Termin für das Beratungsgespräch bei Dr. Heck gemacht habe, habe ich unzählige Gespräche mit meiner Mutti geführt. Ich bin ein Mensch der, solange er sich nicht sicher ist, wirklich oft Zweifel hat.
Ja, nein, vielleicht, ach ich weiß doch auch nicht. Entscheidungen treffen liegt mir auch einfach nicht, da ich stets Angst habe, die falsche Entscheidung zu treffen.

Ich hatte Angst, große Angst. Ich hatte vor allem Angst, das sich vielleicht nichts ändern wird und wir einfach viel Geld für „nichts“ ausgeben. Am meisten fürchtete ich mich davor, dass es mir danach vielleicht schlechter gehen kann oder wird.
All diese Gedanken führten dann auch immer wieder dazu, dass ich mir selbst vorwarf egoistisch zu sein, meine Wünsche und Bedürfnisse an erster Stelle zu setzen, denn schließlich ist es so viel Geld, was ich nicht habe und mir andere geben.

2011
2012
2013

Die Fragen sind wirklich berechtigt und daher finde ich sollte man nach der gestellten Diagnose etwas Zeit ins Land gehen lassen, nicht nur um die konservative Therapie zu beginnen, sondern sich erst einmal mit der Krankheit auseinander zu setzen, sie anzunehmen und sich genau mit diesen Fragen beschäftigen.

2014
2015

Seit den ersten Liposuktionen im Mai und Juni ist nun über ein Jahr vergangen und ich denke, ich kann für mich sagen – ja es hat sich gelohnt und ja, ich würde es auf jeden Fall wieder machen, denn ich habe so viel Lebensqualität zurück gewonnen.
Die ständigen Schmerzen sind fast vollständig verschwunden, meine Haut hat sich enorm verbessert und meine Beweglichkeit hat beachtlich zugenommen, ohne, dass ich direkt nach wenigen hundert Metern außer Atem komme.
Optisch hat sich mein Körper ebenso stark verändert und ich gehe selbstbewusster durchs Leben. Ich trage fast nur noch Kleider und Röcke und fühle mich insgesamt einfach weiblicher.


Natürlich ist nicht alles perfekt – und so klebt mein Gewicht an mir, wie Marmelade am Küchenfußboden, meine Monatsblutung ist deutlich stärker und schlimmer geworden denn je, ich habe viel hängende Haut, vor allem an den Armen, die sich trotz Sport nicht vollständig zurück bildet und hier und da zwickt es doch noch etwas beim Treppensteigen, was ich aber immer noch als Heilungsschmerz betrachte. Aber all das steht in keinem Verhältnis zu den Schmerzen und Probleme vorher.

Ich bin durch die Liposuktionen wahrlich nicht zu einem Topmodel mutiert, dennoch bin ich schon sehr niedergeschlagen, dass ich bislang mein Gewicht nicht weiter reduzieren konnte, auch wenn ich deutlich optische Veränderungen sehe, aber diese stagnieren seit Monaten.

Ich kann nicht, wie erhofft dauerhaft auf die Kompressionsbestrumpfung verzichten und soll nun auch wieder mit der manuellen Lymphdrainage beginnen.
Zudem zeichnet sich mehr und mehr mein Bauch ab und immer wieder fragt man mich, ob ich nicht doch Schwanger bin.

ABER:
All das trifft nicht auf jede Lipödempatientin zu. Jeder Körper reagiert anders auf die Liposuktionen, denn ausschlaggebend ist nun mal der Zeitpunkt der Diagnose.
Das Ergebnis hängt enorm von der Ausgangsituation ab – wurde das Lipödem kurz nach Ausbruch diagnostiziert oder konnte es jahrelang unentdeckt „wuchern“, sich ausbreiten, manifestieren und Folgeerkrankungen wie ein Lymphödem bilden?
Gerade die schlankeren Lipödempatientinnen, wie Steffie oder Hanna sehen nach erfolgter Liposuktion und Nachbehandlungszeit umwerfend aus, kein großer Bauch, keine hängende Haut und sicherlich absolute Schmerzfreiheit.

Mein Befund war dagegen schon „gewaltig“. Das sekundäre Lymphödem bereits seit Jahren vorhanden und so verwundert es eben nicht, dass mein Körper nicht vollständig resettet werden konnte.

März 2015

Hier kommen wir an den Punkt der Erwartungshaltung – was erhoffe ich mir von den Liposuktionen.
Ich weiß noch als mich Dr. Heck dies in dem Beratungsgespräch gefragt hat und wie meine Antwort lautete:
„Ich weiß, ich werde kein Topmodel und das will ich auch nicht, aber ich hätte schon gern meine 88kg zurück, die ich hatte kurz bevor alles begann und auf die ich stolz war.“

Mein Ziel 88kg wie 2007

Dr. Heck war sichtlich erleichtert über meine realistische Einschätzung und Wahrnehmung der Dinge und sicherte mir zu, dass ich das erreichen kann.
Leider sehe ich mich da noch nicht an dem Ziel, denn die Waage hängt bei 112kg. Das macht, wenn man es genau nimmt -2kg seit Beginn der Liposuktionen im vergangenen Jahr – ja sehr deprimierend und frustrierend.
Vermeintlich soll noch eine andere Ursache Grund dafür sein, aber bislang sind sämtliche Tests, auch in der Endokrinologie, im Sande verlaufen. Meine Werte seien alle Top und es gäbe nichts zu beanstanden. Selbst meine gesunde ausgewogene Ernährung ließe sich ablesen.


Aber das ist der springende Punkt – man sollte nichts Unrealistisches erwarten und den Dingen auch mehr Zeit geben, dann ist man nicht so enttäuscht, wie ich es in letzter Zeit oft war. Ich mache mir da leider zu viel Druck :/
Und so werde ich weiter meinen Sport machen, auf meine Ernährung achten und vielleicht platzt irgendwann der Knoten und der Bauch verschwindet von allein ;)

Eure Anja