Samstag, 23. Mai 2015

Dicke Beine trotz Diät - Mein Leben mit Lipödem

"...mein Körper war mir - wenn nicht Feind - ein Fremder geworden!"

Ich glaub mit diesem Satz hat Madlen Kaniuth vielen Betroffenen direkt aus der Seele gesprochen.
Mit ihrem Buch "Dicke Beine trotz Diät - Mein Leben mit Lipödem", erschienen im mvgVerlag, geht Madlen Kaniuth einen mutigen Schritt - einen weiteren Schritt in die Öffentlichkeit.

Foto: mvg Verlag

Die Schauspielerin u.a. bekannt aus der Daily Soap "Alles was zählt" leidet, wie viele andere Frauen an einem Lipödem.
Doch anstatt sich zu verstecken geht sie das Thema offensiv an und will vorallem eins - aufklären. Und so wurde nicht nur in unzähligen Zeitschriften bereits über sie und ihre Erkrankung berichtet, auch verschiedene TV Sendungen widmeten sich vermehrt dieser Thematik und sie wurde Botschafterin unseres Lipödem Hilfe Deutschland e.V.

Das Buch ist die persönliche Leidensgeschichte von Madlen Kaniuth, in der sie den langen Weg von einer Arztpraxis zur nächsten, die verschiedenen Methoden und Wege, die sie gegangen ist um die "dicken Beine" los zu werden, beschreibt.

Die Krankheit blieb Madlen lange Zeit ein Rätsel. Die unförmigen Beine, die sie seit der Jugend hat, wollten und sollten einfach nicht zu ihrem restlichen Äußeren passen.
Es ist als liest man fast seine eigene Geschichte - die unzähligen Diäten, die Berg- und Talfahrt des Gewichts, das Ausprobieren von "Wundermitteln" wie Hypnose - ja, auch mir wurde das mehrmals vorgeschlagen.
Es ist traurig und bitter, wie viele sich damit identifizieren können und wie viele einen ebenso langen Leidensweg gehen mussten bis sie des Rätsels Lösung fanden, aber es ist ebenso tröstend, denn man weiß, man ist nicht allein.

Das Buch ist sehr persönlich geschrieben, lässt den Leser tief in das Leben von Madlen blicken, ja förmlich mitleiden. Die Wege, die ihr verschlossen blieben, weil das Äußere gerade im Showbizz eine große Rolle spielt...man fühlt einfach mit.
Neben der persönlichen Entwicklung vom Kind zur erwachsenen Frau beschreibt Madlen auch den medizinischen Hintergrund, die Therapiemöglichkeiten der alternativen und operativen Therapie, sodass das Buch eine gute Zusammenfassung von dem ist, was das Lipödem ausmacht.
Wie aus dem Medien längst bekannt ist entschloss sie sich für die operative Therapie und ließ sich dank Liposuktion von den "Elefantenbeinen" befreien und diese Entscheidung bereut sie nicht.  

Doch sie wollte nicht nur sich von den Leiden befreien, sondern die Chance nutzen, um über die Krankheit, die in der Gesellschaft immer noch unbekannt ist, aufklären.

Der Schritt in die Öffentlichkeit  ist kein einfacher, aber er macht allen anderen Betroffenen Mut.
"Lipödem ist nicht nur schmerzhaft und entstellt die Betroffenen. Es ist auch eine großartige Angriffsfläche für die Boshaftigkeit der Umwelt. Wer offen über sein Problem spricht, entblößt sich, macht sich verletztlich."

Liebe Madlen, vielen lieben Dank für dieses tolle Buch, für Deine Offenheit, Dein Engagement und Deinen Mut diese Krankheit ins Rampenlicht der Gesellschaft zu rücken.  Vielen Dank auch für den wohl besten Rat den Du all uns Betroffenen nur geben konntest:

"...Ich habe meinen Traum gelebt, auch wenn es manchmal nicht leicht war. Nichts anderes kann ich Betroffenen raten. Dicke, unförmige und schmerzende Beine sind nicht schön, und in der heutigen Gesellschaft sind sie in vielen Bereichen ein Hemmnis, aber du allein bestimmst, wie weit du mit ihnen kommst. Gibst du deinen Leiden zu viel Raum, riskierst du, darüber das Leben zu vergessen!"

Ich kann euch das Buch nur wärmstens empfehlen. Und wer dann immer noch nicht genug hat, der schaut sich den wunderbaren Beitrag über Madlen und unserem II. Lipödemtag in Hannover an, der im ZDF ausgestrahlt wurde: Volle Kanne vom 15.05.2015 hier.

Ein Danke geht vorallem auch an den mvgVerlag, der mir das Buch als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat.